Hausmeninger Straße 221, 3362 Mauer bei Amstetten, A: Carlo von Boog, Erich Gschöpf, BH: Landesbauamt NÖ, 1898–1902.
Das zum 50-jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph I. errichtete Landeskrankenhaus ist heute als größte Jugendstilanlage Niederösterreichs von besonderer Bedeutung. Seine Entstehung war untrennbar mit der Entwicklung der Psychiatrie im 19. Jahrhundert verbunden, das Pavillon-Krankenhaus von Carlo von Boog stellte eine der modernsten Anstalten in Europa dar, deren Fokus auf der Rehabilitation und Reintegration der PatientInnen in die Gesellschaft lag. Architektonisch bedeutend ist das Ensemble insbesondere wegen des frühen Einsatzes von Eisenbeton-Konstruktionen.
Bearbeitet von Eunice Gomes Alexandre, Sarah Bochis, Sidorela Lulaj.
Kirsivsetzungen: Das Landesklinikum Mostviertel Amstetten-Mauer ist heute ein psychiatrisches und neurologisches Zentrum und Lehrkrankenhaus. Geplant wurde die Anlage als k.u.k. Jubiläumsanstalt zum 50-jährigen Regierungsjubiläum des Kaisers, sie trug den Namen Kaiser Franz Joseph Landes-Heil- und Pflegeanstalt Mauer-Öhling. Das Krankenhaus wurde zwischen 1898 und 1902 vom Landesbauamt und nach Plänen des Architekten Carlo von Boog nach modernsten Richtlinien des Krankenhausbaus errichtet. Die als Pavillontyp konzipierte Jugendstil-Anlage galt als Musterbeispiel eines Pavillonkrankenhauses und stellt ein direktes Vorbild für die Klinik Am Steinhof in Wien dar.
DER ARCHITEKT
Carlo von Boog wurde am 14. Jänner 1855 in Magenta bei Mailand als Sohn eines Polizeibeamten geboren. Er besuchte die Schule in Venedig und absolvierte von 1872 bis 1875 die Ingenieurschule an der Technischen Hochschule in Wien, wo er stark von den Werken Otto Wagners beeinflusst wurde. Bevor Boog 1882 als Landes-Ingenieur-Assistent in den Landesdienst trat, war er journalistisch für technische Fachblätter tätig. Carlo von Boog war bereits in die Erweiterung der Anstalt Kierling-Gugging als Pavillonanlage involviert. Beim Bau des Krankenhauses in Mauer-Öhling war er schließlich als Hauptarchitekt tätig; das Großprojekt nimmt einen besonderen Stellenwert in seinem Schaffen ein. Er starb nur fünf Jahre nach der Fertigstellung am 26. November 1905 im Alter von 51 Jahren.
AUFBAU DER ANLAGE
Wesentliches Merkmal des Krankenhausentwurfs ist der symmetrische Aufbau der Anlage aus insgesamt 41 Einzelgebäuden, weshalb das Krankenhaus auch als „Spital-Stadt“ bezeichnet wurde. Als größter Bauteil liegt das Direktionsgebäude des Krankenhauses an der Hausmeninger Straße. Das dreigeschoßige, U-förmige Bauwerk markiert die Hauptachse der spiegelgleich aufgebauten Anlage. Zur Straße hin wird das Direktionsgebäude von zwei identischen Nebengebäuden, den Wohnhäusern für Ärzte und Schwestern, flankiert. Hinter diesen Bauten sind, in an der Hauptachse gespiegelter Anordnung, die einzelnen Krankenhaus-Pavillons positioniert. Auf der Achse selbst liegen hinter dem Direktionsgebäude das Gemeinschaftshaus mit Kapelle sowie ein Wirtschaftsgebäude. Die Einzelbauten sind in eine parkartige Umgebung eingebunden und fassen rautenförmige, ebenfalls begrünte Freiflächen ein. Das Gesamtareal beträgt100 Hektar Fläche und stellt das größte Jugendstil-Ensemble Niederösterreichs dar. Die Bauten sind architektonisch durch klare kubische Formen, Flachdach-Konstruktionen und das Zusammenspiel von ziegelsichtigen und weiß verputzten Fassadenflächen charakterisiert. Technisch hervorzuheben ist die für ihre Zeit sehr fortschrittliche, überwiegend in Eisenbeton gefertigte Konstruktion sowie der Einsatz von Glasbausteinen oder Ornamenten, die ebenfalls in Beton gegossen wurden.
GEGENÜBERSTELLUNG MIT STEINHOF
Carlo von Boogs Konzept der Einzelpavillons in einer parkähnlichen Anlage wurde kurz nach Fertigstellung auch in einer zweiten Anlage umgesetzt: Der zwischen 1902 und 1907 errichteten Niederösterreichischen Landes-Heil- und Pflegeanstalt für Geistes- und Nervenkranke am Steinhof im heutigen 14. Wiener Gemeindebezirk. Carlo von Boog und sein Team wurden nach dem Erfolg des Krankenhauses in Mauer auch mit den Vorarbeiten zur Anlage am Steinhof betraut. Der Entwurf für Steinhof sah ebenfalls eine axial geordnete Anlage aus 73 Einzelobjekten mit Beamten- und Arztwohnhäusern, einem Gesellschaftshaus, einem Theatersaal und einer Kirche vor. Lichtdurchflutete Räume, die in einem großzügigen Park mit guter Luft in ruhiger Natur liegen sowie architektonisch symmetrisch angeordnete Einzelpavillons sind verbindende Charakteristika beider Anstalten. Bei den Deckenausführungen kamen beim Steinhof – genau wie in Mauer-Öhling – moderne Eisenbetondecken zur Anwendung. Nachdem Carlo von Boog im Jahr 1905 verstarb, übernahm Franz Berger die Planungsarbeiten. Das Pavillonsystem wurde als bestgeeignete Bauform für beide Krankenhäuser angesehen. Dezentralisierung, eine bessere Luftzufuhr sowie eine bessere Möglichkeit der Isolierung von PatientInnen stellten wichtige Vorteile gegenüber großen Einzelbauten dar. Die Erfahrung bei der Errichtung und im Betrieb von Mauer-Öhling wurde bei der Planung und beim Bau der Anstalt am Steinhof eingebracht und führte zu einem Krankenhaus, das auch hundert Jahre nach der Fertigstellung noch in seiner ursprünglichen Funktion betrieben werden konnte.
Carlo von Boogs Konzept der Einzelpavillons in einer parkähnlichen Anlage wurde kurz nach Fertigstellung auch in einer zweiten Anlage umgesetzt: Der zwischen 1902 und 1907 errichteten Niederösterreichischen Landes-Heil- und Pflegeanstalt für Geistes- und Nervenkranke am Steinhof im heutigen 14. Wiener Gemeindebezirk. Carlo von Boog und sein Team wurden nach dem Erfolg des Krankenhauses in Mauer auch mit den Vorarbeiten zur Anlage am Steinhof betraut. Der Entwurf für Steinhof sah ebenfalls eine axial geordnete Anlage aus 73 Einzelobjekten mit Beamten- und Arztwohnhäusern, einem Gesellschaftshaus, einem Theatersaal und einer Kirche vor. Lichtdurchflutete Räume, die in einem großzügigen Park mit guter Luft in ruhiger Natur liegen sowie architektonisch symmetrisch angeordnete Einzelpavillons sind verbindende Charakteristika beider Anstalten. Bei den Deckenausführungen kamen beim Steinhof – genau wie in Mauer-Öhling – moderne Eisenbetondecken zur Anwendung. Nachdem Carlo von Boog im Jahr 1905 verstarb, übernahm Franz Berger die Planungsarbeiten.
Das Pavillonsystem wurde als bestgeeignete Bauform für beide Krankenhäuser angesehen. Dezentralisierung, eine bessere Luftzufuhr sowie eine bessere Möglichkeit der Isolierung von PatientInnen stellten wichtige Vorteile gegenüber großen Einzelbauten dar. Die Erfahrung bei der Errichtung und im Betrieb von Mauer-Öhling wurde bei der Planung und beim Bau der Anstalt am Steinhof eingebracht und führte zu einem Krankenhaus, das auch hundert Jahre nach der Fertigstellung noch in seiner ursprünglichen Funktion betrieben werden konnte.
QUELLEN
H. KUNERTH, Peter, Carlo Van Boog Die Planung der Psychiatrischen Krankenanstalten Mauer-Öhling und Steinhof, 2013.
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iatrie-subakut-1/ abteilung.