MITTELSCHULE MAUER

Hausmeninger Straße 6, 3362 Mauer bei Amstetten, A: Traude und Wolfgang Windbrechtinger, 1973–1975.

Der als typische Hallenschule ausgeführte Baukörper liegt eingebettet in einem großen Parkbereich, welcher zusammen mit den Freiklassen den starken Naturbezug unterstreicht. Durch Materialität und Form fügt sich die Schule harmonisch in ihre Umgebung ein. Die große zentrale Halle, die auch für außerschulische Veranstaltungen genutzt werden kann, dient nicht nur der Verbindung der Räume, sondern regt auch auf besondere Weise zur Kommunikation an.

Bearbeitet von Sandra Scholz, Shaghayegh Valizadeh, Laura Wurm.

DIE HAUPTSCHULE MAUER UND DER TYPUS DER HALLENSCHULE

Hardfacts

  • Baubeginn 1973
  • Fertigstellung 1975
  • Bautypus: Hallenschule
  • ArchitektInnen: Traude und Wolfgang Windbrechtinger
  • Ziegelbau-Stahlbeton-Hybrid mit dunkler Eternitfassade
  • dreigeschoßig
  • Platz für 480 SchülerInnen
  • 12 Stammklassen
  • 5 Sonderunterrichtsräume
  • 1 Turnsaal

Entwicklung des Hallenschultypus

Bis 1945 war der übliche Bautypus für Schulen in Österreich jener der klassischen Gangschule, bei dem sich viele kleine Klassenzimmer entlag eines Mittelgangs erstrecken. Die Schulen dienten damals eher repräsentativen Zwecken als auf die pädagogischen Bedürfnisse der SchülerInnen einzugehen. Durch diverse Bildungs- und Bildungsbautenreformen in der Nachkriegszeit wurden pädagogische Ziele im Schulbau zunehmend zu einem Thema, wodurch auch zwingend neue Bautypen entstanden. Der Bautyp der Hallenschule zeichnet sich dadurch aus, dass die Grundrisse nun offener und flexibler gestaltet sind und sich die unterschiedlichen Nutzungen zu einer zentralen, großen Mehrzweckhalle hin orientieren.

Situierung und Außenerscheinung der Schule in Mauer

Die heutige „Neue Mittelschule Mauer“ wurde im Jahr 1972 vom Architektenpaar Traude und Wolfgang Windbrechtinger geplant und zwischen 1973 und 1975 erbaut. Die Schule ist in einer großen Parkanlage gelegen und ihr Zugang wird durch eine Baumallee inszeniert, was auch dazu dienen soll, den SchülerInnen einen sicheren Schulweg zu ermöglichen. Die Fassade ist mit dunklen Eternitplatten verkleidet, die in farbigem Kontrast zu den weißen Fenster- und Türrahmen stehen. Die Materialwahl für die äußere Erscheinung verweist auf die traditionelle Architektur der gebauten Umgebung. Rot lackierte Elemente im Außenbereich, so wie die Wendeltreppen aus Stahl oder die Straßenlaternen greifen die, dem damaligen Zeitgeist entsprechende, Farbgebung des Innenraums auf, wodurch sogar Fluchttreppen auf besondere Art zur Gestaltung beitragen.

Die Halle

Die Schule lässt sich dem Bautypus der Hallenschule zuordnen, was sich vor allem im Grundriss sehr deutlich zeigt. Das Herzstück der Schule und zugleich auch der zentrale Erschließungskern ist die große, offene Halle. Dieser Raum befindet sich inmitten des Baus und zieht sich vom Erdgeschoß bis zum Dach hinauf durch. Im Erdgeschoß dient die Halle als Garderobenbereich und in den beiden Obergeschoßen wird sie von einer Art Galerie umgeben. Eine unverkleidete Dachuntersicht mit einem großen Oberlicht schafft eine interessante Raumatmosphäre. Der große Hallenbereich ist als Pausenraum konzipiert, welcher den sozialen Austausch anregen soll. Darüber hinaus kann diese Halle auch als Mehrzweckraum oder Veranstaltungsort für öffentliche Zusammenkünfte genutzt werden.

Raumorganisation

Die Klassenzimmer sowie die Sonderräume sind rund um die große Halle angelegt und werden über diese erschlossen. Ein Turnsaal sowie zwei überdachte Freiklassen und Außensportanlagen ergänzen das Raumprogramm. Holz-und Sichtbetonflächen kreieren eine zurückhaltende Innenraumatmosphäre, wobei sich die rot lackierten Tür- und Fensterrahmen als Farbakzente abheben.

Heutiger Zustand

Bis auf die 1989 errichtete südseitige Fluchtstiege, die vom Dach bis in den Hof führt, und weiß gestrichene Ziegelwände im Innenraum ist die Schule heute noch in ihrem Originalzustand erhalten.

QUELLEN

ACHLEITNER, Friedrich: Human betontes Bauen. Das “Presse”-Profil der bildenden Kunst: Traude und Wolfgang Windbrechtinger, in: Die Presse, 16. April 1966.

COBLHOFER, Hannes: “Ich bin ein Zufalls-Architekt!” Ein Gespräch mit Wolfgang Windbrechtinger, 2003.

GNAIGER, Roland: Friedrich Achleitners Blick auf Österreichs Architektur nach 1945, Linz 2015.

HASELSTEINER, Edeltraud/LORBEK, Maja/STOSCH, Gerhild u.a.: Handbuch Baustelle Schule, Ein Leitfaden zur ökologisch nachhaltigen Sanierung von Schulen, Wien 2010.

KAPSAMMER, Barbara: Die Windbrechtingers. Leben. Gesinnung. Werk, Diplomarbeit an der TU Wien, 2019.

KURRENT, Friedrich: Wolfgang und Traudl Windbrechtinger, in: Österreichische Gesellschaft für Architektur: Aufrufe. Zurufe. Nachrufe, Salzburg, Wien 2010.

NEHRER, Manfred/WACHBERGER, Michael u.a.: Architektonische Entwicklung des Schulbaus in Österreich von 1945 bis heute, Horn 1982.

HAUSEGGER, Gudrun/KEPLINGER, Monika: AzW Architektenlexikon. Wien 1770-1945. Wolfgang Windbrechtinger, in: http://www.architektenlexikon.at/de/1410.htm [27.01.2021].

KURRENT, Friedrich: Zur Gründung der Österreichischen Gesellschaft für Architektur, in: https://oegfa.at/institution/geschichte-der-oegfa/zur-gruendungsgeschichte-deroesterreichischen- gesellschaft-fuer-architektur [ 27.01.2021].

Österreichische Gesellschaft für Architektur: Gründungsmanifest, November 1965, in: https://oegfa.at/institution/geschichte-der-oegfa/gruendungsmanifest [27.01.2021].

https://www.nextroom.at/building.php?id=2400&inc=datenblatt [12.03.2021]

BILDNACHWEISE

Aktuelle Aufnahmen: Fotos der Autorinnen.

Innenaufnahme Halle: Foto von Barbara Kapsammer, 2019. 

Schemata Schultypen: Grafik der Autorinnen.

Planmaterial: Grafik Theresa Knosp & Doris Grandits.

Außenaufnahmen: Architekturzentrum Wien, Nachlass Friedrich Achleitner, Objektkartei/Sammlung Niederösterreich.