FINANZ- UND VERMESSUNGSAMT

Graben 7, 3300 Amstetten, A: Stadtbauamt Amstetten, Alois Zehetner, Miklos Bukovics,, 1938-1939, Aufstockung 1969.

Das im Stil des Kommunalbaus des Dritten Reiches ausgeführte Amtsgebäude befindet sich am Graben, direkt zur Straße hin situiert. Sowohl äußerlich, durch gleichmäßige Fenstergliederung und blassen Putz, als auch innerlich, durch streng an Mittelgänge angeordnete kleine Büroräumlichkeiten, vermittelt der blockartige Baukörper ein Gefühl von Ordnung und Strenge.

Bearbeitet von Sandra Scholz, Shaghayegh Valizadeh, Laura Wurm.

ENTSTEHUNG DES FINANZ-, VERMESSUNGS- UND EICHAMTS

Sicht von den Bahngleisen, 1939. / Statue 1939. 

Haupteingang, 1939.

HARDFACTS

  • Baubeginn 1938
  • Baufertigstellung 1939 
  • ursprünglich „Städtisches Amtshaus“
  • Ziegelbauweise, gelblich-beige verputzt
  • 12.000 m³ Gesamtvolumen
  • 562 m² verbaute Fläche
  • 24,5 m Höhe – damals höchstes Gebäude Amstettens
  • Baukosten: 500.000 Deutsche Reichsmark
  • erster Personenaufzug Amstettens
  • 1969 Aufstockung des linken Gebäudeteiles auf fünf Geschoße

BAUGESCHICHTE

Das Finanz-, Vermessungs- und Eichamt der Stadtgemeinde Amstetten wurde als eines von wenigen stadtplanerischen Projekten des NS-Regimes ab Mai 1938 errichtet. Die Bauleitung wurde dem Stadtbauamt unter der Führung der Ingenieure Waas und Zehetner übertragen. Ebenfalls planerischen Beitrag geleistet hat der ungarische Architekt Miklos Bukovics. Dem Bauakt zufolge ist ihm zumindest die Portiersloge des Amtsgebäudes zuzuschreiben.

1939 wurde das Amtshaus fertiggestellt. Trotz des Mangels an Bürofläche wurde das Bauwerk der Bevölkerung geradezu als neues Wahrzeichen Amstettens präsentiert. Ursprünglich gänzlich für Bedürfnisse der Stadtverwaltung geplant, beherbergte das Gebäude nach dessen Bauabschluss auf seine fünf Geschoße verteilt. Im Erdgeschoss befanden sich die Wohnung des Hauswartes, Geschäftsräume des Elektrizitätswerkes und des Roten Kreuzes. Im zweiten Obergeschoß waren Räumlichkeiten des staatlichen Gesundheitsamtes und Fürsorgeamtes untergebracht. Auf die darüberliegenden Stockwerke verteilten sich Amtsräume des Arbeitsamtes und im Keller befanden sich Luftschutzräume, Zentralheizung und Lagerflächen.

Schnitt.

Grundriss Regelgeschoss.

BAUBESCHREIBUNG

Das L-förmig angelegte Amtsgebäude teilt sich in zwei Baukörper. Ein in der Einreichplanung vorgesehener dritter Baukörper (in der untenstehenden Abbildung blau eingefärbt) wurde nie gebaut. Der westliche Bauteil erstreckt sich über fünf Geschoße und steht parallel zum Graben. Der rechte ist um 90 Grad gedreht und zeigt dem Betrachter seine Schmalseite. Durch die Anordnung der Baukörper entsteht eine Ecksituation, in der sich der Haupteingang befindet. Die schlichte gelblich-beige gefärbte Fassade ist durch sechs gleichmäßige Fensterreihen strukturiert.

An der Nordseite des Amtshauses bringt eine vertikale Reihe mit größeren Fenstergruppen Licht in das Treppenhaus. Daneben befindet sich auch ein Hintereingang. Die schmale Westfassade wird durch eine Balkonreihe mit Stahlprofilen gegliedert. Nach dem Betreten des Gebäudes durch den Haupteingang gelangt man in eine Eingangshalle, wo sich zur Rechten die Portiersloge befindet. Gegenüber liegen Lift und Treppe. Im Jahr 1969 wurde eine Aufstockung des westlichen Bauteils auf sechs Obergeschoße vorgenommen (in der Skizze lila eingefärbt), welche wiederum vom Stadtbauamt Amstetten geplant wurde.

Ansicht vom Graben, Entwurf 1938.

QUELLEN

BENZ Wolfgang: Hitlers Künstler. Zur Rolle der Propaganda im nationalsozialistischen Staat. In: SARKOWICZ Hans: (Hrsg.) Hitlers Künstler. Die Kultur im Dienst des Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 2004.

KUNST, Jochen: Architektur und Macht, Berlin 1983.

MOELLER VAN DER BRUCK, Arthur: Der Preußische Stil, 1916.

MÜNK, Dieter: Die Organisation des Raumes im Nationalsozialismus, Bonn 1993.

PETSCH, Joachim: Baukunst und Stadtplanung im Dritten Reich, Wien 1976.

TEUT, Anna: Architektur im Dritten Reich, West Berlin 1967. o.A: Amstettner Anzeiger, Ausgabe Nr. 19, 12.05.1938. o.A.: Amstettner Anzeiger, Ausgabe Nr. 23, 09.06.1939.

http://www.amstetten.noe.gv.at/die-stadt/historisches/geschichte-amstettens/. –

https://www.tips.at/nachrichten/amstetten/land-leute/516314-denk-mal-rundgang-amstettnerauf- historischer-spurensuche

https://www.bev.gv.at/portal/page?_pageid=713,1606105&_dad=portal&_schema
=PORTAL

http://www.architektenlexikon.at/de/72.htm. (alle 05.02.2021)

BILDNACHWEISE

Historische Aufnahmen und Pläne aus der Sammlung des Stadtarchivs Amstetten und dem Az W, Nachlass Achleitners.

Aktuelle Aufnahmen von Shaghayegh Valizadeh, Jänner 2021.

Plangrafiken: erstellt von den Autorinnen.