KINDERGARTEN

Helenenstraße 13, 2500 Baden, 1984, A: Wolfgang Mistelbauer, BH: Stadtgemeinde Baden.

1984 wurde im Auftrag der Stadtgemeinde Baden der Bau eines neuen Kindergartens an der Helenenstraße nach Entwürfen von Wolfgang Mistelbauer realisiert. Dabei handelt es sich um ein eingeschossiges Gebäude mit Giebeldach, das sich in der Gliederung dem Raumprogramm für mehrere Gruppenräume anpasst. Der Kindergarten mit Mittelgangerschließung besitzt vier Gruppenräume sowie einen Turnsaal und ist von einem großen Freibereich umgeben.

Bearbeitet von Gamze Özdemir und Fritz Schwärzler.

GÄNSEBLÜMCHEN IM KINDERGARTEN

Die Studierenden haben eine Kurzgeschichte entwickelt, welche die Entstehungsgeschichte des Kindergarten-Konzeptes und dessen Gründervater genauer beleuchtet. Mit einem kurzen Geschichtenbuch können große und kleine Kinder in die Welt der Gänseblümchen eintauchen und spielerisch die Geschichte von Friedrich Fröbel erfahren. Die Seiten des Buchs sind so gestaltet, dass Kinder die Illustrationen als Malvorlagen nutzen und diese nach Belieben bunt ausmalen können. Das Malbuch wird auf der ArchitekTOUR ausgegeben – steht aber auch hier zum selbst ausdrucken für Sie bereit.

Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852)
Weltweit erster Kindergarten in Bad Blankenburg, 1840
Plan Kindergarten Helenenstraße 13
Außenansicht Kindergarten Helenenstraße 13
Gruppenraum Kindergarten Helenenstraße 13

„Kindergarten soll die Anstalt heißen"

Der heutige Begriff des „Kindergartens“ stammt aus Deutschland und ist dem bedeutenden Thüringer Pädagogen Friedrich Wilhelm August Fröbel zuzuschreiben, welcher sich im 19. Jahrhundert Gedanken über Erziehung machte. Fröbels Gedanke eines Kindergartens entstand aus Beobachtungen während seiner Lehrtätigkeit an diversen Schulen. Er stellte fest, dass Kinder in ihrem eigenen Tempo spielend lernen und dafür einen geeigneten Ort (also einen Raum mit kindgerechter Ausstattung und einem Garten) sowie geeignetes Material (Spielsachen) benötigen.

1840 eröffnete Friedrich Fröbel mit 58 Jahren den „Allgemeinen Deutschen Kindergarten“ und somit den ersten Kindergarten der Welt in Bad Blankenburg in Thüringen. Dort bekamen Kinder die Möglichkeit, sich in ihrem eigenen Rhythmus spielerisch zu entwickeln und gleichzeitig wurden auch Kindergärtner:innen ausgebildet. Am 7. August 1851 wurden in Preußen alle Kindergärten verboten, weil die Regierung jenen Einrichtungen unterstellte, dass in ihnen Atheismus und Demagogie gepflegt würde. „Die Sache der Kindheit“, die in Fröbel‘schen Einrichtungen gelehrt wurde, wurde als Staatsbedrohung angesehen. Alle Bemühungen Fröbels, das Verbot aufheben zu lassen, wurden ignoriert. Dieser Streit um das Verbot trug schließlich zur Bekanntheit seines Konzeptes bei und führte dazu, dass Fröbels Kindergarten-Konzept zum weltweiten „Exportschlager“ wurde.

KINDERGÄRTEN IN BADEN UM 1980

1984 gab es in Baden sechs Kindergärten mit 17 Gruppen. Benannt wurden sie nach den Straßen, in denen sie lagen: etwa Kindergarten Augustinerstraße, Mariengasse etc. Eine Besonderheit, die die Kindergärten in Niederösterreich von den übrigen Bundesländern unterscheidet, war der kostenlose Zugang. In Wien mussten beispielsweise monatlich etwa 1.000 Schilling (ca. 70 Euro) bezahlt werden, während die Eltern in Niederösterreich lediglich für die Kosten von Bastelmaterial aufkommen mussten.

Helenenstraße 13

Vor der Errichtung des Kindergartens in der Helenenstraße 13 im Jahr 1985 befand sich an diesem Standort von 1910 bis 1974 die Villa „Harnoncourt“, die später auch unter dem Namen „Frischmannvilla“ bekannt war. Ab 1984 wurde im Auftrag der Stadtgemeinde Baden der Bau eines neuen Kindergartens nach Entwürfen des Architekten Wolfgang Mistelbauer realisiert.

Das ebenerdige Gebäude steht auf dem nordwestlichen Teil des trapezförmigen Grundstücks und ist allseitig mit Grünflächen umgeben. Das Grundstück liegt zwischen der Helenenstraße im Norden, der Doblhoffgasse im Osten und dem Fluss Schwechat im Süden. Drei rechteckige Gebäudetrakte mit rundum führendem Walmdach umfassen einen mittig gelegenen, niedrigeren Bauteil mit einem Flachdach und Oberlichten. Dieser Bereich ist von außen nicht ersichtlich. Die Gebäudetrakte sind unterschiedlich tief und liegen zueinander versetzt, wodurch sich Sprünge in der Fassadenflucht ergeben. Der mittlere Gebäudeteil dient als Eingangs-, Durchgangs-, und Erschließungsbereich. Im Innenraum spielt ein großzügiger, zentraler Mittelgang eine wichtige Rolle als Verteilerraum, der Gruppenräume, Bewegungsraum, Büro und Küche miteinander verbindet.

Die Gruppenräume sind untereinander mit kindgerechten Sanitärräumen verbunden und die großzügigen, fast raumhohen Flügelfenster sorgen für helle Räume. Die Parapete sind in der Höhe so gewählt, dass die Kinder mit Leichtigkeit nach draußen, in den umliegenden Garten sehen können.

Im großzügigen Garten befinden sich u. a. ein Kletterhügel, ein Hartplatz, vier Sandkisten, die unmittelbar vor den Gruppenräumen platziert sind, eine Rutsche, eine Holz-Lokomotive und Sitzbänke mit Tischen. Weitere Garten- und Spielutensilien werden in den beiden Gartenpavillons gelagert, die sich in der süd-westlichen Ecke der Liegenschaft befinden. Diese Pavillons in Massivbauweise haben sich vom Vorgängerbau erhalten und waren ursprünglich mit einer Pergola verbunden.

QUELLEN

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FRÖBEL, Friedrich Wilhelm August, Die Menschenerziehung, Erster Band, Keilhau 1826. HEILAND, Helmut, Friedrich Fröbel, Rowohlt Verlag (eBook), Zugriff am 24. März 2020.

LANG, Kulas Mattias, Wohnhausanlage Helenenstraße 13, Baden, 14. Juni 1973, Stadtarchiv Baden, Bauakten, Helenenstraße 13.

LANGE, Richard, Friedrich Fröbels gesammelte pädagogische Schriften, 1. Abteilung, 1. Band, Verlag Adolf Enslin, Berlin 1862.

RATHAUS, Baden, Landeskindergarten Helenenstraße vor der Fertigstellung, in: Amtliches Nachrichtenblatt der Stadtgemeinde Baden, September 1984, Jg. 30, Nr. 5, S. 53, Archiv Gemeinde Baden.

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SCHAUWECKER-ZIMMER, Heinrike, Einige Aspekte zum pädagogischen Ansatz von Friedrich

Fröbel, in: https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/pae
dagogischeansaetze/klassische-paedagogische-ansaetze-allgemeines/939,  Zugriff am 25. Juli 2021.

SCHRADI, Miriam, Die Menschenerziehung, in: https://www.friedrich-froebel-online.de/p-ä-d-a-g-o-g-i-k/, Zugriff am 25. Juli 2021.

STADTGEMEINDE Baden, Kindergarten feierlich eröffnet, in: Badener Zeitung, Baden, 14. Februar 1985, Nr. 7, S. 7, Archiv Gemeinde Baden.

BILDNACHWEISE

Aktuelle Aufnahmen Kindergarten Helenenstraße: Fotografien der AutorInnen, 2021. Grafiken: erstellt durch die AutorInnen.

Historische Aufnahmen: https://snl.no/Friedrich_Wilhelm_August_Fr%C3%B6bel, Zugriff am 10. Oktober 2021. 

http://www.zeno.org/Ansichtskarten/M/Bad+Blankenburg,+Th%C3%BCringen/Froebelhaus, Zugriff am 10. Oktober 2021.