JOHANN PÖLZ-HALLE

Stadionstraße 12, 3300 Amstetten, A: Heinz Schimek, Bruno Stadlbauer, BH: Gemeinde Amstetten, 1979.

Die Johann Pölz-Halle ist eine Veranstaltungshalle für Sprechtheater, Konzerte, Tanztheater und Kabarett. Die im Jahre 1979 erbaute Halle erfuhr über die Zeit mehrere bauliche Veränderungen und wurde zuletzt 2014 saniert und erweitert. Durch ihre vielfältige Nutzung wurde sie zu einem Treffpunkt für Kultur- und Sportbegeisterte und somit zu einem gut besuchten Veranstaltungsort im Westen Niederösterreichs.

Bearbeitet von Benjamin Erhart, Christoph Hofmann, Moritz Koegel.

Nord-Fassade: Eingangsbereich mit Vorplatz, 2021.

Lageplan.

Die Johann Pölz-Halle im Wandel der Zeit

Vorgeschichte

Während des 19. und 20. Jahrhunderts wuchs die Stadt Amstetten enorm an. Trotz zahlreicher Infrastrukturmaßnahmen gab es bis in die 1970er-Jahre keine großen Kultursäle. Zusätzlich musste der am Hautplatz gelegene „Ginner-Saal“ Anfang der 1970er-Jahr aufgrund gravierender Mängel baupolizeilich geschlossen werden. Daher entschied sich Amstetten, unter der Führung des damaligen Bürgermeisters Josef Freihammer, für den Bau eines modernen Saales samt angeschlossener Sporthalle.

Der Spatenstich für das neue Großprojekt erfolgte im Juni 1979. Das Projekt, welches in Nachbarschaft zu Hallen- und Freibad, Stadion und Tennisplätzen, auf einem 18.000 m² großen Areal südlich des Bahnhofs verortet ist, trug während der Planungsphase den schlichten Titel “Neue Stadthalle Amstetten”. Anlässlich des 60. Geburtstages des damals bereits verstorbenen ehemaligen Bürgermeisters und Nationalratsabgeordneten Johann Pölz wurde die Stadthalle nach ihm benannt.

Abschnitt 1
Errichtung Mehrzweckhalle, Foyer, Nebenbräume, 1981.

Abschnitt 2
Errichtung Festsaal, Nebensäle, Nebenräume, 1982.

Abschnitt 3
Sanierung, 2013.

BAUBESCHREIBUNG

Die Pölz-Halle wurde in zwei Bauphasen realisiert und im Jahr 2012 saniert:

Im ersten Bauabschnitt von Juni 1979 bis Jänner 1981 wurden die Mehrzweckhalle und dienende Räumlichkeiten wie Umkleide- und Garderobenräume, Buffet und Foyer errichtet. Insgesamt betrug dieser Bau 3.400 m² verbaute Fläche und 30.000 m³ umbauten Raum bei Gesamtherstellungskosten von 63 Mio. Schilling.

Der zweite Abschnitt, von Mai 1980 bis August 1982, umfasste die Errichtung der Kulturhalle. Ein großer Festsaal mit der Bühne, sowie zwei daran angeschlossene kleinere Säle samt weiterer Garderoben wurden realisiert. Hierbei entstand etwa 1.100 m² verbaute Fläche und 10.000 m³ umbauter Raum bei Herstellungskosten von 35 Mio. Schilling. Im Zentrum steht der 20 x 20 m große Festsaal. Großräumige Öffnungen verbinden ihn mit dem Foyer und den beiden benachbarten kleinen Sälen, welche sich durch Schiebewände mit dem großen Saal zusammenschließen lassen. Die Bühne ist 8 m tief und 12 m breit, die Portalhöhe beträgt 5,50 m.  Zusätzlich lässt sich die gesamte Bühnenvorderkante durch ein Hubpodium um 2,80 m verlängern. Diese variable Fläche kann als Parkett, Orchestergraben oder Lastenaufzug genutzt werden. Die mit Holzbelag gestaltete Tanzfläche ist 14 x 12 m groß und bietet mit Hilfe einer einschiebbaren Teleskoptribüne eine zusätzliche Abtreppung aus sechs Bodenstufen zu je 18 cm Höhe.

Bei voller Bestuhlung des Parketts und des Balkons fasst der Saal 560 Personen. Die anschließenden kleinen Säle, deren Fläche 119 m² pro Raum beträgt, bieten Platz für je 119 Personen, wobei der nördliche Saal als Nebenraum für Veranstaltungen verwendbar ist und der südliche, zum Restaurant hin orientierte, auch als Speisesaal dienen kann. Zusätzlich befinden sich hinter und seitlich der Bühne noch ein Kulissenraum mit Verladerampe, die KünstlerInnen wie Personalgarderoben, sanitäre Anlagen und der Bühnenkeller. Die Wandkonstruktion wurde aus Stahlbeton mit vorgehängten Fassadenelementen gefertigt, überdacht wird der Raum von einer weit gespannten Rippendecke. Der letzte Bauphase betrifft die Sanierung der Johann Pölz Halle. Im Jahr 2012 wurde durch den Gemeinderat die Revitalisierung der Johann Pölz-Halle beschlossen und anschließend durchgeführt.

Grundriss Erdgeschoss, 1982.

Ansicht, 1980.

Grundriss Erdgeschoss, 2020.

Ansicht, 2020.

SANIERUNG DER JOHANN PÖLZ-HALLE

Das etwa 30 Jahre alte Gebäude war zu diesem Zeitpunkt energietechnisch veraltet, der Boden teils schwer beschädigt und das Dach sanierungsbedürftig. Aufgrund des dort trainierenden Volleyballclubs Amstetten (VCA) und geänderter Turnierregeln ab der Saison 2013/14 wurde weiters die Anhebung des Daches beschlossen. Zu diesem Zweck wurden die Fertigteilhalbschalen aus Beton, inklusive der Schrägverglasung und Attikaabdeckung, abgehoben und durch Holzleimbinder ersetzt. Weiters wurde die Halle mit Velourswandbelag, Akustikdeckenverkleidungen und einem flächenelastischen Holzschwingboden an den heutigen Stand der Ausgestaltung von Sportstätten angeglichen.

Im Zuge dessen kam es auch zu einer Neugestaltung der Fassade. Eine thermische Sanierung der Flachdächer, Anpassung der Fluchtwege und damit verbundene Veränderungen im Bereich des Restaurants waren gleichfalls nötig. Profilierte Elemente gliedern nun die Außenseite der über das Erdgeschoß herausstehenden Saalwände vertikal. Das Farbkleid des Gebäudekomplexes wechselte von weiß-braun auf dunkelviolett-hellgrau. Generalplaner war PSB Planung-Statik-Bauleitungs GmbH, die architektonische Leitung der Sanierungsmaßnahmen übernahm das Büro Pöchhacker GmbH aus Ybbs an der Donau.

ANBAU MEHRZWECKHALLE

Östlich des bestehenden Gebäudekomplexes entstand Anfang der 1990er-Jahre der heute meist “Eishalle” genannte Zubau einer Mehrzweckhalle inklusive eigenem Zugang und Nebenräumen. Dieser misst 101 x 49 m, der gesamte Zubau hat eine Nutzfläche von rund 4500 m², von denen 2749 m² der Halle zuzuordnen sind. In den Sommermonaten finden hier Messen und Ausstellungen statt, im Winter steht die namensgebende 30 x 60 m große Eisfläche für sportliche Zwecke zur Verfügung.

Ein unterirdischer Tunnel, der die neue Halle mit dem westlichen Bestand verbindet, wurde angelegt um die Installationen beider Gebäude koppeln zu können. So erfolgt etwa die Heizung der neuen Mehrzweckhalle über die vorhandene, aber ausgebaute Heizung der Johann Pölz-Halle. Im Raum zwischen Bestand und Hallenkonstruktion ermöglicht der Verbindungstrakt mit separatem Eingang den trockenen Übergang zwischen altem und neuem Hallenkomplex. Der Zubau wurde am 26.Oktober 1994 eröffnet. 1999 erfolgte die Aufstockung des Verbindungstraktes mit neuem Stiegenhaus und weit auskragendem, rundem Glasvordach. Dieses und das vorherige Bauvorhaben wurden wieder von Architekt Bruno Stadlbauer geplant.

QUELLEN

Stadtarchiv Amstetten, KÜHHAAS, Alois, Antrag zum Beschluß des Gemeinderats am 24.09.1980 sowie 3.10.1980.

Stadtamt der Stadtgemeinde Amstetten, Abteilung III/2-Baubehörde, BH-AKT 12B-9355.

SCHABES, Alois, Geschichte der Stadt Amstetten. Von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart, Amstetten, 1964.

Stadtarchiv Amstetten, Stadtgemeinde Amstetten [Hrsg.]. In: Nachrichten der Stadtgemeinde Amstetten, Jg. 10, Heft 5, 1982.

Stadtarchiv Amstetten, Stadtgemeinde Amstetten [Hrsg.], Spatenstich für Amstettens Stadthallen-Neubau, in: Amstettner Anzeiger, Jg. 86, Heft 27, 1979.

Stadtarchiv Amstetten, Österreichische Städtebund [Hrsg.]. In: Österreichische Gemeinde-Zeitung, Band 22, 1982.

amstetten.at/Fotoalben/25%20Jahre%20Poelz%20Halle
/album/slides/01.Einleitung.html (07.02.2021).

Tagesordnung der 23. ordentlichen Sitzung des Gemeinderates der Stadtgemeinde Amstetten, 12.08.2013,S. 18, in: docplayer.org/13091589-E-i-n-l-a-d-u-n-g-t-a-g-e-s-o-r-d-n-u-n-g-oe-f-f-e-n-t-l-i-c-h-e-r-t-e-il. html (08.02.2021).

mostviertel.at/alle-ausflugsziele/a-eishalle-amstetten (07.02.2021).

KNAPP, Hermann, Sanierung wird teuer. In: NÖN.at, 2012, in:noen.at/amstetten/sanierung-wird-teuer-4117552 (08.02.2021).

KNAPP, Hermann, Neuer Standort für Fürthner-Skulptur. In: NÖN.at, 2016, noen.at/amstetten/neuerstandort-fuer-fuerthner-skulptur-top-13413788 (07.02.2021).

parlament.gv.at/WWER/PAD_01238/index.shtml (07.02.2021).

BILDNACHWEISE

Aufnahme Fassade: Foto Marlene Handl, 2021.

Pläne: Grafiken der Autoren.